Sonntag, 30. August 2009

Lies mal, wer da bohrt! - Dr. Deutschland? Dr. Dickbrettbohrer? Sonntagslektüre: Dissertations-Nachprüfung --- Promotionsnachprüfung -

Aufgeschreckt durch die garstigen Meldungen (inzwischen sollen es ja schon an die 300 sein - insbesondere Mediziner seien betroffen, so DER SPIEGEL, SÜDDEUTSCHE online - heute: Dr. med Dünnbrettbohrer ..) ), nahm ich nach rund 23 Jahren nochmal ein Büchlein aus dem Eichborn Verlag in die Hand.

Ich komme - wieder - zu dem Schluss, dass DIE echt ist. Zumindest die:

Die Pfalz beheimatet - soweit sich solche allgemeinen Feststellungen treffen lassen - einen fröhlichen und weltoffenen Menschenschlag, der viel Sinn für gesellschaftliches Zusammenieben und die Freuden der Zeit hat und dem dogmatischen Denken abgeneigt ist. (S. 48)

Doch behaftet sind die Pfälzer mit Aufschneiderei und Gernegröße: Neben einem ausgeprägten Sinn für Toleranz besteht jedoch häufig ein allzu starkes und unangenehmes Selbstgefühl. In diesem »lautstarken« Auftreten hat auch der »Pfälzer Krischer« seinen Ursprung (S. 48). Dieser Tarzan-Schrei der Kohl-Provinz scheint die einzige Schöne Kunst der Kanzler-Heimat zu sein: Bei aller Aufgeschlossenheit und praktischen Intelligenz - wenn's ums Abstrakte oder Denken geht, sind wir in der Pfalz auch ganz falsch - haben die Pfälzer keine ausgeprägte musische Veranlagung. (S. 48) Stell Dir vor, Kohl singt Wagner, und nur Hannelore und Teltschik gehen hin.

Trotz alledem ist diesem landsmannschaftlich so farbigen Land eine besondere Homogenität, wie sie andere deutsche Länder auszeichnet, versagt geblieben. (S. 148) Schade, denn die andernorts übliche bunte Einfarbigkeit hätten wir uns doch gewünscht, auch in der Sprache. In ihrer schwülstigen Sprache und romantisierenden Betrachtungsweise lassen es diese Ausführungen freilich an evangelischer Klarheit fehlen und waren wenig geneigt, auf die von kalvinistischer Nüchternheit geprägten Pfälzer Protestanten zu wirken (S. 104), schimpft unser katholischer Helmut über die landsmannschaftlich Andersfarbigen der Pfalz-SV (= Staatsbürgerliche Vereinigung), die nach Kriegsende gegen die CDU antrat. Die Sprache ist verräterisch. (Kohl im Südwestfunk, 12.11.1975). Er selbst spricht glasklar von ... nach Kriegsschluß ... (S. 2) und meint das Kriegsende damit, so wie Kohl mit »Friedensschluß« sicherlich den Kriegsanfang meinen würde. So spricht auch das Communique ... (S. 9) über z.B. ... französische Waffentaten ... (S. 22). Wobei der Enkel Adenauers nicht ganz sicher ist mit Patenonkel und Patentante: Bei der Wahl dieser Bezeichnung stand möglicherweise - wenn dies auch nicht besonders zum Ausdruck kam - die Tatsache Pate, daß ... (S. 33) Neben dem Patenstand der Tatsache bei der Bezeichnungswahl sei schließlich auf den ... schmerzhaften Schnitt mitten durch das Wirtschaftszentrum Mannheim-Ludwigshafen hingewiesen (S. 35), wo man sich doch gerade erst einen ... umfassenden Katalog zu Fragen der Wirtschaftspolitik zugelegt... (S. 157) hatte und wünscht, die Verbreiterung der kleinen und mittleren Besitzschichten sollte hierbei auf Kosten übermäßig großer Eigentumsbildung gehen (S. 86), ein Wunsch den er teilt mit einem ... Kreis liberalgewonnener Männer (S. 97), was auch immer das sein mag.

Nach Kriegsverlust und Kriegsschluß mußte der besatzernde Franzose - Die französische öffentliche Meinung war tief betroffen ... (S. 19) - mit den undogmatisch unterbelichteten Pfalzopathen, ihrer »Sprache«, ihren Schreien und ihrem landsmannschaftlich so farbigem Mangel an allerlei Begabungen fertigwerden. Man schickte hartgesottene Profis: Auch bei der

Militärregierung selbst erschienen Offiziere mit »Pfalzerfahrung«. (S. 148)

Eine annähernd genaue Zusammenstellung der Todesopfer

Eine spezifisch christliche Politik, die die kirchlichen Bekenntnisse nicht berührt, ist daher im allgemeinen nicht möglich. Sie ließe sich nur dort denken, wo der Gegensatz von christlich und nichtchristlich eindeutig wahrnehmbar ist ... (S. 78) Also berühren wir das kirchliche Bekenntnis und weisen damit nach, daß in der Pfalz niemand imstande ist, christlich und nichtchristlich eindeutig zu unterscheiden. Um das verstehen zu können, rüstet Pfalzmann Kohl zu einer Expedition durch Zeit und Raum: Bei der Betrachtung des politischen Lebens in der Pfalz erscheint es notwendig, einen Blick auf die Traditionen und politischen Gegebenheiten dieser Landschaft zu werfen. (S. 47)

Man mußte sich was einfallen lassen in der Pfalz, die ... in ihrer heutigen Gestalt ein Ergebnis der offenbar landschaftsgärtnerisch so wichtigen napoleonischen Kriege ist. (S. 47) Warum? Um der katastrophalen Kassenlage der Provinz abzuhelfen ... (S. 45) Und schlimmer: Die Ernährungsschwierigkeiten waren ungeheuer angestiegen (S. 30), ... insbesondere die Ernährungslage in den deutschen Kriegsgefangenenlagern ... (S. 45) Die alles beherrschende Aufgabe war die Sicherung der Ernährung. (S. 45) Die einheitliche Forderung der Parteien galt der Verbesserung der katastrophalen Ernährungslage. (S. 139) So ... beschäftigte sich der überparteiliche Ausschuß in gemeinsamen Sitzungen mit der Provinzialregierung hauptsächlich mit der auch weiterhin sehr kritischen Ernährungslage (S. 62) und kaute ... auch tagespolitische Fragen wie das Ernährungsproblem ... (S. 81) durch.
gleich ins reine geschrieben im Alter von 28 Jahren"

KOHL, Helmut: "Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedersehen der Parteien nach 1945", Heidelberg, 1958 - U 58,4033 (zitiert nach: Schwarze, Achim: "Dünnbrettbohrer in Bonn - Aus den Dissertationen unserer Elite", 1984 "

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