Freitag, 20. August 2010

Das Gehirn des Journalisten .... (aus gegebenem Anlaß)

»Die Presse, die Maschine, die Eisenbahn, der Telegraph sind Prämissen, deren tausendjährige Konklusion noch niemand zu ziehen gewagt hat.«
Nietzsche
.

Tausend Jahre Zeitungen — es ist ein Gedanke, den man nur mit Grauen denken mag! Wird es, kann es nach dreißig Generationen von Zeitungslesern noch eine Vernunft, einen Geist auf Erden geben? Einen Geist, der mehr ist als die tote, verschliffene Hülse geistloser Gemeinheit? Die schlimmsten Befürchtungen sind hier immer noch nicht schlimm genug.

Mit der Geburt des Tagschreibers aus der Geistverlassenheit des Dünkels schloß sich der Ring der modernen demokratischen Unkultur. Und diese Spottgeburt, die sich durch Lumpen und Schwärze fortpflanzt, mußte notwendigerweise erfolgen, sobald die unseligsten aller Erfindungen die Voraussetzungen hiezu geschaffen hatten. Der Zwang, in irgend einer Hinsicht ein Fürsichstehender, ein Eigner seiner selbst zu sein, ist dem Massenmenschen jederzeit eine unerträgliche Last gewesen; immer hat dieser es als Wohltat empfunden, sich sein Denken, Handeln und Fühlen vorschreiben zu lassen. Aber niemals — auch nicht zur Zeit der kirchlichen Allmacht — ist die intellektuelle und ethische Kastration der Menschheit mit so durchschlagendem Erfolg versucht worden wie von den unverfrorenen Faiseuren, die jetzt mit Hilfe einer wahrhaft schwarzen Kunst der Masse das lästige eigene Denken und Betrachten abnehmen und das Surrogat hiefür täglich zweimal ins Haus schicken.
Gab es jemals ein glänzenderes Geschäft? Der hungernde Philister versagt sich ein Stück Brot, um ein Zeitungsblatt zu kaufen. Heute bereits ist die Lesemanie so allgemein verbreitet, daß die meisten Menschen einen Großteil ihrer Muße mit dem Verschlingen von Nachrichten und Betrachtungen ausfüllen, zu denen sie nicht die geringste innere Beziehung haben.

Sie verschlingen die fragwürdigste geistige Kost ohne jede Not und ohne jede Möglichkeit der Verdauung, die schon wegen der übermäßigen Quantitäten ausgeschlossen ist, auch wenn die Nahrung selbst verdaulich wäre. Gibt es ein besseres Rezept zur schnellsten Erlangung der gründlichsten Stupidität?
Und nun denke man an die Folgen dieser immer mehr sich verbreitenden und immer intensiver sich gestaltenden Praxis nach tausend Jahren! …

Die Kirche, die Vorgängerin der Presse in der Herrschaft über den Intellekt der Masse, hatte wenigstens ein Ideal, wenngleich ein lebensfeindliches. Sie besaß auch einen Geist, obgleich nur einen kranken, sie erschuf auch eine unvergängliche Kunst. Innerhalb der kirchlichen Allmacht war noch eine Kultur möglich. Der Kastratismus der Kirche war wenigstens ein System, der Kastratismus der Presse aber ist Unsinn und Gemeinheit als »Selbstzweck«, wie der Ausdruck für alle moderne Sinn- und Systemlosigkeit lautet. Die Kirche stand allezeit über den Gläubigen, die Presse kann ihre Macht nur erhalten, wenn sie den geistigen Tiefstand der Masse faktisch verkörpert. Die Popularität der Kirche war Klugheit, die Popularität der Presse ist wirkliche Gemeinheit, die Presse ist des Pöbels. Was der Zeitungsleser in den Blättern sucht und findet, ist der Abklatsch seiner eigenen Niedrigkeit, welche Welt und Leben von gesicherter Futterkrippe aus als ein weitläufiges Panoptikum für nimmersatte Gaffer betrachtet. Der Genius der Kultur wandte sich ab, als die Menschheit die Religion mit der Zeitung vertauschte. Aber dieser Tausch war ein unabweisliches Schicksal. Die Presse ist da, sie wächst, sie überwuchert alle Gebiete des Lebens, und der wandt ist. Es gibt viele und darunter nicht wenig berühmte Schriftsteller, Künstler und Gelehrte, die ihren Ruhm nur ihrem Mangel an tieferer Bildung und Einsicht verdanken. Aus diesem Mangel stammt jenes leichte Urteil, jene Bedenkenlosigkeit der Dummheit, jene kecke Geschwätzigkeit und aufdringliche Schamlosigkeit, die von der Ignoranz immer wieder mit Temperament, Mut des Geistes und künstlerischer Naivität verwechselt wird. Solche Berühmtheiten wirken im Grunde mit den Mitteln des Journalismus, sie sind dem Tagschreiber verwandt, — es sind vielfach nur entsprungene Tagschreiber …
Die Bildung ersetzt der Tagschreiber durch ein spezifisches Gedächtnis, durch ein Notizbuch oder einen Zettelkasten. Aus aufgeschnappten Namen und Aussprüchen, schlechtgehörten Urteilen und schlechtgelesenen Berichten, zusammenhangslosen Begriffen und Historien, aus schiefgesehenen Tatsachen, aus fünfzig gangbaren Phrasen und mit dem Zubehör des eigenen Fetzenwissens webt er die Ellen seiner Arbeit. Man darf billigerweise nicht übersehen, daß auch unser moderner Schulmechanismus kein anderes als ein solches Phrasenwissen hervorbringt, daß die Schule alles tut, die unheilvolle Verwechslung von Bildung (d. h. Zucht der Sinne und des Intellekts,um richtig sehen und denken zu lernen) mit wertlosem Gedächtnisballast und papageienhafter Nachplapperei vorzubereiten. Die Schule, die von jeder Ecke der Welt einen Theoriefetzen und von jedem Ding wenigstens den Namen in uns hineinstopfen will, verführt die Masse dazu, die Zeitungslektüre für die natürlichste Fortsetzung der »Bildung« zuhalten. Der Tagschreiber hält heute den Posten für »Ausbau der Bildung« besetzt. Die Zeitung ist das Schulbuch der Erwachsenen. Und der Tagschreiber ist der Lehrer der großen Masse.
Allem, was heute als Bildungsfaktor gilt, der Zeitung, der Schule, der Reisewut, den Ausstellungen, dem unmäßigen und sterilen Kunstbetrieb, alldem haftet der Fluch des Vielzuviel an. Wir liegen vor der Quantität auf dem Bauch, wir haben völlig vergessen, daß die eigentliche Geistigkeit, die innere Kultur gerade in der Abwehr des Zuvielen, des Angehäuften, in der Beschränkung auf das Wenige, das Verdauliche besteht. Wir haben die Bildung zu einem Kinematographentheater umgestaltet, in dem auf einem endlosen Film eine Kette von wahl- und zusammenhangslosen Momentbildern sich abhaspelt.

Und wir ergötzen uns an dem Hastigen, Flimmernden, Unruhigen, Flüchtigen und Halbgesehenen …

Der Journalist ist nicht ein Schriftsteller aus innerm Zwang, sondern ein Schreiber, der einem Druck von außen gehorcht. Er schreibt nicht, weil er etwas zu sagen hat, sondern er sagt immerfort etwas, weil er schreiben muß. Und er hat beim Schreiben das Gefühl, nicht das sagen zu müssen, was er für richtig hält, sondern das, was »man« heute für richtig hält und was übermorgen bestimmt nicht mehr wahr ist. Der Tagschreiber hält beim Schreiben nicht Gericht mit sich selbst und jenem »Man«, sondern schielt ängstlich nach dem Leser, den er schon über seine Schulter gucken sieht. Beim Schriftsteller besteht zwischen Person, Stoff und Form ein organischer Zusammenhang. Das Verhältnis des Tagschreibers zu seinem Stoff aber ist ein durchaus widernatürliches und gezwungenes. Die Auswahl des Stoffes ist bereits ohne ihn vollzogen: er ist abhängig von der Augenblicksgegenwart, von der Aktualität, vom Vordergrund; er hat nur innerhalb des Heute, des »Modernsten« eine Auswahl. Das Heute,
der Gischt der Unmittelbarkeit, ist aber gerade das Noch-nicht-zu-Beurteilende, ist dasjenige, was von einem Betrachter, der die Wahrheit und das Wesen einer Sache zu ergründen sucht, mit der feinfühligsten Behutsamkeit und dem kühlsten Mißtrauen aufgenommen werden muß. Dem Tagschreiber ist es

nicht im geringsten um die Wahrheit zu tun — er führt dieses Wort, wie alle schönen Worte, im Munde —, sondern nur um Urteile überhaupt, um Urteile, die lediglich durch die Aktualität der beurteilten Substanz interessieren. Was weiß er von der vorsichtigen Gelassenheit, mit der ein geschulter Denker seinem Problem gegenübertritt, von der unbeirrbaren Geduld und zarten Unerbittlichkeit, mit der er es allmählig entwirrt und faßlich macht? Wie hätte der Schreiber des Tages auch nur die Muße zu wirklicher Denkarbeit! Er hat zu schreiben, nicht zu denken. Er kriecht auf den schwierigsten Problemen so geschäftig herum wie die Made auf dem Käse, um sich davon zu nähren und sie überdies noch zu beschmutzen. Der Ernst einer Sache schreckt ihn niemals ab; er hat nur einen Ernst: mit den Brocken, die er der Masse hinwirft, ihren Geschmack zu treffen, vor der Masse recht zu behalten, maßgebend zu sein, eine Macht zu sein, mit der man sich verhalten muß! Er sagt mit Pilatus: Was ist Wahrheit! Er fühlt sich als Anwalt einer Majorität, er stützt sich nicht auf Gründe, sondern auf die Mode, auf das unisone Geschrei des Tages.

Die Presse hat mit Vernunft und Wahrheit nichts zu tun, sie schlägt ihnen täglich ins Gesicht; sie sorgt für den Obskurantismus besser noch als die Kirche. Daß die Presse, die sich fortschrittlich nennt, irgendwie Aufklärung verbreite oder den Fortschritt fördere, das glauben nur solche, die durch Zeitungslektüre bereits hoffnungslos verdummt sind. Das Hauptargument für die »Berechtigung« oder »Notwendigkeit« der Presse ist jetzt dieses, daß sie die liberalen Institutionen in Schutz nehme. Nun, man mag über die liberalen Institutionen denken wie man will; was würde aber — gesetzt, es wäre wahr — Tagschreiber löst den Pfaffen ab. Die Welt muß sich dafür interessieren, wie es in dem Gehirn aussieht, aus dem sie neu erschaffen ward: in dem Gehirn des Journalisten.

Es ist eine wenig erfreuliche Spezies Mensch, aus der die Tagschreiber sich rekrutieren. Es sind bestenfalls Menschen mit Ehrgeiz und Unternehmungslust ohne Rückgrat und Willen, Leute mit einem Zuviel an Phantastik und Überhebung, um es in einer bürgerlichen Nützlichkeitsexistenz auszuhalten, und mit einem Zuwenig an Verstandeskraft, Geschmack und Bildung, um im Geistigen und Kulturellen auch nur Kleines zu bedeuten. Es sind im bürgerlichen Sinne Deklassierte, im geistigen Sinne sterile Parasiten der wirklichen Bildung, Nebelgehirne, un-
disziplinierte Wildlinge mit Vandaleninstinkten. Wer irgendeine tiefere Bildung, wer auch nur das bescheidenste intellektuelle und ethische Reinlichkeitsgefühl besitzt, kann kein tauglicher Journalist werden.
Bildung ist nämlich ein Hindernis für die journalistische Fixigkeit, sie untergräbt die dreiste Selbstgefälligkeit, die über alles so leicht und sicher urteilt.
Bildung ist ein retardierendes Prinzip: die Erziehung zur Vorsicht im Urteil. Sie hält davon ab, einen Einzelfall bedenkenlos zu verallgemeinern oder eine Regel auf jeden Einzelfall zu beziehen. Die Bildung hat mit einem Wort Vorurteile, der Journalismus aber ist ‚vorurteilsfrei‘. Bildung verantwortet Urteile schwer und zögernd, der Journalismus verantwortet ohne weiteres alles und jedes. Mit wirklicher Bildung kein Journalist, mit wirklicher Bildung daher auch kein Schriftsteller, kein Dichter, kein Künstler, kein Gelehrter nach dem Herzen der Zeitungskritiker. Es ist leicht zu erraten, was für eine Art von Literatur, Kunst und Wissenschaft die Presse propagiert, was für Leute sie am begeistertsten lobt: Alles, was mit ihr ver-

der Schutz einzelner verbriefter (und trotz Presse meist eben nur verbriefter) persönlicher Freiheiten bedeuten gegen die scheußliche Tyrannei der Masse, welche gerade durch die Presse gefestigt und geheiligt wird! Schließlich steckt hinter jedem liberalen Ding immer ein Tyrann. Die öffentliche Meinung, die durch die Presse gemacht wird, ist die schlimmste Beeinträchtigung der persönlichen Freiheit und die illiberalste aller Institutionen. Die Presse wird immer den Erfolg anbeten und — um selbst daran teilzunehmen — dem huldigen, der die Macht hat, oder dem, welchem die Macht winkt. Nein, die Presse hat nichts mit der Freiheit zu tun, die »freiheitliche« am
wenigsten! Und mögen Präsidenten, Minister, Zelebritäten und Streber sie noch so oft als segensreiche Macht verhimmeln! Sie wissen, warum sie’s tun ....

Aber der Mensch ist ein zähes Tier. Vielleicht wird die Presse sich selbst ad absurdum führen und
wie jener Frosch, der sich zum Ochsen aufblähen wollte, krepieren, noch ehe der menschliche Intellekt und die menschliche Würde ganz zuschanden werden. Eines aber wird schon in kurzer Zeit unwiederbringlich verloren sein: das lebendige Sprachgefühl. Der Tagschreiber, dem fast ausschließlich nur der Zufall Artikel diktiert, der sich für alles interessieren muß und daher für nichts interessiert, ist von vornherein zu einer affektierten Schreibweise verurteilt. Er schreibt nicht als Fachmann eines Gebietes, sondern über alles nach unzureichender Information. Er verwendet die Termini und Formeln aller Berufe und Wissenszweige, ohne deren Sinn zu kennen, er ist ein Ignorant, ein typischer Oberflächenmensch und drückt sich daher am liebsten verschwommen und zweideutig aus. Da er immer eine Parteimeinung zu verteidigen hat, ist seine Rede immer übertrieben, ist er — nolens, volens — ein Liebhaber des Extrem-Expressiven. Er beherrscht, da er keinen eigenen Stil haben kann,

alle Stilarten und hetzt jedes klingende Wort erbarmungslos zu Tode. Der Tagschreiber aber ist der
einzige, der von einer ungeheuren Majorität gelesen wird. Die totale Korruption des Wortes ist unabwendbar, wenn es nur noch drei Generationen Tagschreiber und Zeitungsleser geben wird. Denn die Zeitungsleser sind Wiederkäuer! Anschaulicher, als lange Reden es vermöchten, malt Nietzsches Gedichtchen »Das Wort« — selbst ein sprachliches Kleinod — das trübselige Geschick, mit dem Sprache und Wort von ihren Schmarotzern und Würgern bedroht werden. Dem frommen Wunsch, in den es ausklingt, stimmen alle besorgten Schützer der Kultur zu, denen der Tag nicht in Morgen- und Abendblatt zerfällt:

»Pfui allen häßlichen Gewerben,
An denen Wort und Wörtchen sterben

Karl Hauer.




*


*

Es ist unzulässig, daß Leute der Wissenschaft Tiere zu
Tode quälen; mögen die Ärzte mit Journalisten und Politikern
experimentieren. Ibsen.

*

Die Zeitungsschreiber haben sich ein hölzernes Kapellchen
erbaut, das sie auch den Tempel des Ruhms nennen, worin sie
den ganzen Tag Porträts anschlagen und abnehmen, und ein
Gehämmer machen, daß man sein eigenes Wort nicht hört.

Lichtenberg.

DIE FACKEL (1907) gemeinfrei!
Mehr Interesse?

http://corpus1.aac.ac.at/fackel/


vor 3 Stunden —Jetzt mit noch mehr Pointen/Humor: Noch mehr über mehr oder weniger feuchte Gebiete, Unschulds- und andere -vermutungen.... und den "Abmahnwahn der Medienanwälte" ... ;-) Neues von der asymmetrischen Kriegsführung im Falle des Freiwilds Jörg Kachelmann, das die BUNTE bis in die kanadischen Wäl…

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vor 24 Stunden —"Google? - Das sind wir alle." - "Google, Dein Feind und Helfer", Google - die WWWelt-Macht - noch Vorschläge? Gestern im Handelsblatt Thema, heute auch via DPA auch bei vielen Tageszeitungen der Angstaufmacher: "Allmacht-Google". Als wenn es "Big brother Google" alleine wäre,... Qautsch. Es ist…

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vor 26 Stunden —Man vergleiche: Fasten zwischen Facebook und Koran‎ - Vor 1 Tag "100 Polizisten gegen 10 Sandwiches" - so machte man sich zunächst in den Facebook-Foren lustig. Doch aus Spaß wurde schnell Ernst, als in Marokkos Medien ... tagesschau.de - 4 weitere …

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Rechtsanwaltsversorgung: Mindestbeitrag auch bei geringem Einkommen rechtmäßig - Verwaltungsgericht Koblenz, Urteil vom 5. Juli 2010, 3 K 1055/09.KO

Neues zu Prekariatsanwälten... Altes siehe unten

Rechtsanwaltsversorgung: Mindestbeitrag auch bei geringem Einkommen rechtmäßig - Verwaltungsgericht Koblenz, Urteil vom 5. Juli 2010, 3 K 1055/09.KO

Das Versorgungswerk der rheinland-pfälzischen Rechtsanwaltskammern darf von seinen Mitgliedern einen Mindestbeitrag auch dann verlangen, wenn das anwaltliche Einkommen den Beitrag nur gering übersteigt. Das hat das Verwaltungsgericht Koblenz entschieden und damit die Klage eines Rechtsanwalts abgewiesen, der seine Einkünfte aus anwaltlicher Tätigkeit zu etwa 75 % als Pflichtbeitrag an das Versorgungswerk abführen muss.

Der Kläger ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer einer Steuerberatungsgesellschaft. Aus seiner Geschäftsführertätigkeit erzielt er den größten Teil seines Einkommens, während er aus anwaltlicher Tätigkeit nur in geringer Höhe ein Einkommen erwirtschaftet. Das Versorgungswerk setzte den zu zahlenden monatlichen Beitrag vorläufig nach dem Mindestsatz auf 322,38 € und damit auf etwa drei Viertel des beitragspflichtigen Monatseinkommens aus anwaltlicher Tätigkeit fest.



Nachdem der Kläger dagegen erfolglos Widerspruch eingelegt hatte, hat er Klage zum Verwaltungsgericht erhoben. Er beruft sich auf das Grundrecht der Berufsfreiheit: Der Staat nehme ihm sein gesamtes Einkommen aus anwaltlicher Tätigkeit, da er etwa 75 % des Einkommens als Beitrag an das Versorgungswerk und darüber hinaus auch noch Einkommensteuer zahlen müsse. Es bleibe ihm aus anwaltlicher Tätigkeit nur ein Verlust. Hinzu komme, dass er zu mehr als 50 % berufsunfähig sei, von dem Versorgungswerk aber keine Berufsunfähigkeitsleistungen erhalte.



Das Verwaltungsgericht hat die Klage abgewiesen: Der konkrete Mindestbeitrag sei zulässig und verletze insbesondere nicht das Grundrecht der Berufsfreiheit. In der Rechtsprechung sei seit langem geklärt, dass die Einführung eines Versorgungswerks für Angehörige freier Berufe mit einer Pflichtmitgliedschaft und einer Mindestbeitragsregelung zulässig sei. Die Mindestbeitragsregelung des beklagten Versorgungswerks sei nicht zu beanstanden. Sie berücksichtige Sonderfälle nämlich in ausreichendem Maße durch Härtefallregelungen, die allerdings in einem gesonderten Verfahren geltend gemacht werden müssten. Eine besondere Ausnahme für Rechtsanwälte, die aus ihrer anwaltlichen Tätigkeit nur ein geringes Einkommen erzielen, sei nicht erforderlich. Denn dies könne, wie im Fall des Klägers als Geschäftsführer einer Steuerberatungsgesellschaft, darauf zurückzuführen sein, dass weiteren beruflichen Tätigkeiten nachgegangen werde. Zu beachten sei auch, dass der Kläger für seine Beiträge Geg
enleistungen erhalte, nämlich eine Rentenanwartschaft und auch eine Absicherung des Berufsunfähigkeitsrisikos entsprechend den satzungsrechtlichen Regelungen.



Gegen dieses Urteil können die Beteiligten die Zulassung der Berufung bei dem Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz beantragen.

(Verwaltungsgericht Koblenz, Urteil vom 5. Juli 2010, 3 K 1055/09.KO)


Unter der Adresse www.justiz.rlp.de im Bereich Presse steht Ihnen jetzt auch ein Newsmailer zur Verfügung. Sie können sich dort für den laufenden Bezug der Pressemitteilungen des Verwaltungsgerichts Koblenz anmelden.

Verwaltungsgericht Koblenz

Zweitberuf: Anwalt muss Prioritäten setzen
Ein Rechtsanwalt darf nur dann einen Zweitberuf ausüben, wenn seine anwaltlichen Pflichten dadurch nicht beeinträchtigt werden.

Die Pflichten als Anwalt gehen vor
Das entschied der Anwaltsgerichtshof Rheinland-Pfalz in Koblenz in einem am Mittwoch bekanntgewordenen Beschluss. Erforderlich ist nach dem Richterspruch insbesondere, dass der Anwalt ungehindert seine Termine mit Mandanten und vor Gericht wahrnehmen kann (Az. m1 AGH 10/07).
[...]
Allerdings müsse seine anwaltliche Tätigkeit stets den Vorrang haben. Das sei hier nicht der Fall.
15.10.08, 18:24 FOCUSonline

Jörg Kachelmann v. Tatjana-Claudia-Simone-Petra-Sabine...: Niveau-Limbo zum Persönlichkeitsrecht

Jetzt mit noch mehr Pointen/Humor: Noch mehr über mehr oder weniger feuchte Gebiete, Unschulds- und andere -vermutungen.... und den "Abmahnwahn der Medienanwälte" ... ;-)
Neues von der asymmetrischen Kriegsführung im Falle des Freiwilds Jörg Kachelmann, das die BUNTE bis in die kanadischen Wälder verfolgen läßt (Welchen Informationswert in der Sache haben bitte die Bilder in der gestrigen Ausgabe?)

Niveau-Limbo at its best - Schöne Wochenendlektüre ...
Eine Pointe vorneweg. In der "Vita" des guten Mannes Stefan Winterbauer (natürlich ist er ein guter Mann; sie sind alle gute Männer und Frauen der klaassischen Medien, wie BILD, BUNTE, FOCUS, Anne Will, die nicht in der Lage war, eine Alice Schwarzer zu stoppen, Tatjana ständig bereits als "Opfer" zu bezeichen, wie es auch gestern wieder die BUNTE TAT.- und damit mittelbar JK als "Täter". vorverurteilt, oder unten [6 - "Szenen einer Scheinehe]", sie sind alle ehrenwerte Männer und Frauen), die er ungeniert im Kress-Report stehen hat und läßt, taucht eben jener Sender (Kress:>>>"Freie Mitarbeit "Mannheimer Morgen"; RNO Radio; Jugendsender sunshine live; Radio Regenbogen") auf, bei dem auch das VERMEINTLICHE (sic!) Opfer Tatajan, Claudia, Simone, Petra, Sabine, mehr oder weniger arbeitet(e).

Den Rest kann man sich als spaßige Lektüre (durchaus) für nach dem sunshinigen Wochenende geren auf Wiedervorlage legen. BTW: Wir sind weit davon entfernt, gleich jeden Anhänger des ach so einfachen dichotomen Denkens unter Behandlungszwang zu stellen, schließlich benötigen ja Leute, die zu komplexen Gedanken in der Lage sind und daher in dieser Welt soweiso wenig zu lachen haben, durchaus aus Vertreter der Spezies Mensch, über die sie sich amüsieren (dürfen/können)...
Die zweite "Pointe" ergibt sich, wenn man/frau zum Vergleich einen weiteren Artikel heranzieht, der just zu einem Zeitpunkt erschien, als das Ermittlungsverfahren gegen Jörg Kachelmann schon, ER selbst, es als Betroffener aber noch nicht wußte .... ;-) ?!? ;-(
?!?!?


Weiteren Unterhaltungswert hat dabei besonders, dass Deutschlands bekanntestes Lügnerin und Bundesverdienstkreuzträgerin ("Ich habe abgetrieben.") BILD-Leser- und Werberin ("Jede Wahrheit braucht eine Mutige, die sie ausspricht." - Ausgerechnet AS als Testimonial) Alice Schwarzer.sich NUN darüber beschwert, dass das VERMEINTLICHE Opfer gepixelt werde, wie eine Schwerverbrecherin. Verkehrte Welt, also? - Dabei war es eben die BILD-Zeitung, (Da wuchs zusammen, was zusammen gehört.) die die narzisstische Autogrammkarte des Kleinstsenders hernahm, um das VERMEINTLICHE Opfer "unkenntlich" zu machen ...

Zurück zu Herrn Winterbauer & Co. Im Grunde ist es einfach nur das Problem wie bei Gullivers Reisen. In einem Land ist man unter Zwergen ein Riese und im anderen unter Riesen ein Zwerg. - mit den jeweiligen Frustrationen. Am Ende geht es doch nur darum, dass man nicht in der Lage war, das größere mediale Rad zu drehen. Solange es darum ging Kachelmann fertig zu machen (Siehe "Abmahnwahn..." ist man sauer über "Persönlichkeitsrechte", die "freies" journalistisches Arbeiten verhindern. Geht es aber um eine "lokale" Persönlichkeit mit eigener Autogrammkarte, dann sieht das natüüüüüüürlich gaaaaaaaanz anders aus...)


[1]

Die Unfähigkeit, zu googlen (2)

Stefan Winterbauer schaut ja ein bisschen traurig auf dem Foto. Er hat auch einen Artikel geschrieben, der traurig ist. Traurig für Journalisten.

Winterbauer schreibt für Meedia, dessen Chef Georg Altrogge bei Stefan Niggemeier für die Berichterstattung über einen vermeintlichen Betrug eines Journalisten stark kritisiert wurde. Altrogge hat nun etwas gemacht, was selten ist, er hat sich in die Diskussion bei Niggemeier eingebracht. So weit, so gut.

[2]

Von Unschulds- und anderen Vermutungen

In viele Berichte über die Vorwürfe gegen Jörg Kachelmann mischt sich ein merkwürdiges Bedauern: Ja, es sei nicht auszuschließen, dass der Mann unschuldig ist, aber man müsse wohl davon ausgehen, dass seine Karriere in jedem Fall erledigt ist, auch wenn er freigesprochen wird oder es gar nicht zur Anklage kommen sollte, leider, die Welt ist da nicht gerecht.

Wie verlogen ist das, bitte?[...]

An einigen Stellen wird jetzt sogar nicht mehr darüber diskutiert, ob es erlaubt ist, über den Fall zu berichten, sondern ob es erlaubt ist, nicht über den Fall zu berichten. Stefan Winterbauer macht auf “Meedia” der “Tagesschau”-Redaktion Vorwürfe, weil sie (aus guten Gründen, wie ich finde) den Fall nicht in der Sendung behandelte. “Spätestens, als Kachelmanns Anwalt sich öffentlich zur Sache geäußert hat, war der Fall ein Thema für jedes Medium”, schreibt er, und er meint damit offenbar, dass nicht nur jedes Medium berichten durfte (was auch zweifelhaft ist), sondern musste. Eine Informationspflicht hat, wenn ich ihn richtig verstehe, schon deshalb bestanden, weil sich Zuschauer, die die Dienstpläne von Meteomedia kennen, sich hätten wundern können, warum Kachelmann nicht den Wetterbericht macht. Ja, klar, dafür kann man natürlich schon mal die Karriere eines Menschen aufs Spiel setzen.

Als mahnendes Beispiel dafür, wie gefährlich genau das ist, [...]
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/von-unschulds-und-anderen-vermutungen/

[3]

http://meedia.de/nc/details-topstory/article/fall-kachelmann--hetzjagd-bei-facebook_100029748.html?tx_veguestbook_pi1[pointer]=1&cHash=cc800937d0

Mutmaßliches Opfer online an den Pranger gestellt

Fall Kachelmann: Hetzjagd bei Facebook

Der Fall um den wegen Vergewaltigung angeklagten ARD-Wetterexperten Jörg Kachelmann zeigt nun, wie heikel Verletzungen der Privatsphäre in sozialen Netzen wie Facebook sein können. Während sich klassische Medien bemühen, das mutmaßliche Opfer mit seinem echten Namen und Foto aus der Berichterstattung herauszuhalten, gibt es solche Filter im Internet nicht. In Facebook-Gruppen wie “Free Kachelmann” wird eine virtuelle Treibjagd auf die Frau angezettelt, die Jörg Kachelmann angezeigt hat.


[4]
Persönlichkeitsrecht als Geschäftsmodell meedia 23.02.2010 (sic! - antizipierend?)

Der Abmahn-Wahn der Medienanwälte

Medienanwälte sind einst mit dem Anspruch angetreten, der systematischen Verletzung von Persönlichkeitsrechten vor allem in Boulevardmedien entgegenzuwirken, Lügengeschichten über Prominente in Klatsch-Blättern zu stoppen und für mehr Seriösität in den Medien zu sorgen. Mittlerweile sind die hehren Ziele der Rechtsvertreter aber außer Kontrolle geraten. Es hat sich ein bizarres Abmahn-Ritual zwischen Anwälten und Redaktionen entwickelt, an dem vor allem die Kanzleien gut verdienen.[...]

http://meedia.de/nc/details-topstory/article/der-abmahn-wahn-der-medienanwlte_100026407.html?tx_veguestbook_pi1[pointer]=1&tx_ttnews[backPid]=62&cHash=5aeb46b82f


[5]

Fall Kachelmann

Szenen einer Scheinehe

Ein psychologisches Gutachten, das der Weltwoche vorliegt, gibt Einblick in die Abgründe der Causa Kachelmann. Anhand der intimen Details wird deutlich: Das Strafrecht scheitert zwangsläufig an der Komplexität sexueller Leidenschaften.

Von Alex Baur und Carmen Gasse
Wenn sich der Vorfall so zugetragen hat, wie Simone (37) behauptet, dann wäre Jörg Kachelmann (52) ein gefährlicher Sexualverbrecher, ein Psychopath, der nach geltendem Recht mindestens fünf Jahre eingesperrt, womöglich verwahrt werden müsste. Denn was der joviale TV-Wetterfrosch seiner langjährigen Freundin angetan haben soll, ist mehr als erzwungener Sex. Das gezackte Küchenmesser, das er ihr während der Vergewaltigung «so richtig fest» an den Hals gedrückt habe, sagt sie, habe bei ihr Todesängste ausgelöst. Zwischendurch habe er ihr Mund und Nase zugedrückt, so dass sie zu er [...]
http://www.weltwoche.ch/weiche/artikel-fuer-abonnenten.html?hidID=539113


[6]

Essay

Das Kachelmann-Syndrom

Jörg Kachelmann führte ein Doppelleben. Wie Clinton, Mitterrand, Lindbergh oder Schröder. Was die Männer gemeinsam haben: Sie sind im Beruf erfolgreich, aber im Privatleben unreif.

Von Julia Onken - 07.04.2010, WELTWOCHE.CH Ausgabe 14/10

Kachelmann ist in aller Munde. Hat er vergewaltigt? Hat er nicht? Hat er gar das Opfer mit dem Messer bedroht? Oder will ihm die betrogene Freundin einfach eins reinwürgen und sich rächen? Wir wissen es nicht. Aber wir werden es bestimmt einmal detailliert erfahren, und zwar von ihm persönlich. Irgendwann wird er aus der Haft entlassen und durch Talk-Sendungen touren, wird reumütig mit dem gewitzten Dackelblick von seinen Fehltritten und seiner Fehleinschätzung berichten.[...]

http://www.weltwoche.ch/weiche/artikel-fuer-abonnenten.html?hidID=538002

Auch nett: (Vielleicht stellt sich ja auch hier ein Versagen heraus... .)

Montag 08. März 2010 12:05

Vom Versagen der Lokalpresse

Viel ist die Rede von der Krise der Gattung Print im Allgemeinen und den Problemen von Tageszeitungen im Besonderen. Was passiert nun, wenn eine lokale Tageszeitung eine Skandalgeschichte vor der Haustür vorfindet? Sie ignoriert sie. Zumindest auf ihren Internetseiten. So geschehen bei den aktuellen Missbrauchsvorwürfen in der hessischen Odenwaldschule und der örtlichen Lokalzeitung. Die Geschichte mag ein Einzelfall sein, ist aber symptomatisch für den Zustand der Lokalpresse vielerorts.[...]

http://meedia.de/nc/background/meedia-blogs/stefan-winterbauer/stefan-winterbauer-post/article/vom-versagen-der-lokalpresse_100026683.html

Der Fall Kachelmann sei ein Mediengericht, lautet die Kritik. Seit die Festnahme des TV-Moderators im März 2010 in allen Facetten an die Öffentlichkeit gelangt ist, hat jeder eine Meinung dazu - auch bei Gericht. Beim Prozess gegen den Wettermann ist Objektivität fast unmöglich geworden. Medien, Ver...