Montag, 30. Januar 2012

BILD und Nachtoderfahrung eines Gesetzeshüters und einer Lokalzeitung: Wenn ein Vertreter des Rechtsstaates nicht mehr an den Rechtsstaat glaubt …und BILD ihn (nach)richtet – Hintergründiges: Perfidie aus der Portokasse?

Presserecht und billig? "No deals" -  „Alles nur geklaut?" - Mal wieder was für den BILDblog - Hier die wirklich wahrste Wahrheit einer Lokalzeitung zu BILD-Urheber- bzw. Persönlichkeitsrechtsverletzung(en)! 
Ups! Da hat es es  also diesmal von Seiten des "Staates im Staat" die Volksfreundinnen (Polizei und Lokalzeitung mit einem Streich) erwischt. Den Trierischen Volksfreund – nach eigenem Bekunden – sogar nicht das erste Mal.
Es kam uns ja - ehrlich gebloggt - schon am letzten Montag, als wir die (natürlich geliehene!) BILD-Zeitung ("Kopfschuss im Doppelbett") in der Hand hielten, etwas merkwürdig vor. Nachdem es ja zunächst bei den Veröffentlichungen zum erweiterten Suizid am vorletzten Wochenende ja  etwas zögerlich  und ohnehin merkwürdig (… offenbar hatte er nicht verkraftet, dass seine Frau sich von ihm trennen wollte … Es wurde berichtet, es gab keinen Abschiedsbrief, tatsächlich hatte man nur keinen gefunden. Die Polizei war nicht als Erste vor Ort. ... Ein kleiner Unterschied, also!) zuging, kam es so nach und nach im Internet heraus, dass der Suizid-Polizist in Rheinland-Pfalz tätig gewesen sei; dann wurde die Dienstelle (Trier) bekannt.
Doch stets blieb der Name des Gesetzeshüters, der mit seiner Dienstwaffe auch seine Tochter mit in den Freitod nahm, verborgen. Bis dann BILD am Montag mit ungepixeltem Foto und Nennung des Vornamens plus Initial des Nachnamens (ohne den üblichen Asterix und Zusatz - „Name von der Redaktion geändert“). und Foto mit Bildunterschrift zu Fotograf und Quelle erschien. Ja gewundert hatte es uns auch schon, als wir das( im natürlich nur geliehenen Exemplar) sahen. So hatte Polizei und Lokalzeitung gleich ein doppeltes Problem mit dem erweiterten Suizid des Kommissars (Gesetzeshüter!, Rechtspraxiskenner!, Individualproblem statt Systemfehler in der Polizei- und Familienrechtspraxis!), selbst - und nun auch noch mit BILD.
Nun gilt das örtliche Blatt „Trierischer Volksfreund“, auch vielen Touristen und Berufsbesuchern der Richterakademie als Hotel-Frühstückslektüre hinreichend bekannt, ja auch in Journalistenschulen und Universitäten, die „irgendwas mit Medien“ anbieten,  nicht gerade als der Lordsiegelbewahrer des Urheber- und Persönlichkeitsrechts (vgl. für viele: bei der adaptierten Agentur-Berichterstattung zum Kachelmann-Prozess vor dem LG Mannheim) und nach dem auch im Internet verfolgbaren, schleichenden Umbau (spätestens seit der freundlichen Übernahme der Redaktion durch eine Chefin) zu einer Art Tageszeitungs-EMMA, als einer Art Hot- und Wetspot gegenderter  Berichterstattung und bundesweit wohl einmaliger Zusammenarbeit mit örtlicher Frauenbewegung und Polizei, die ihr wegen der häufigen Fehler in der Anti-Männer-Berichterstattung (>>>) in Männerkreisen und Organisationen längst als „Volksfreundin“. 
Aber hatte sie deshalb schon diese Perfidie der BILD-Zeitung verdient, wie sie der stellvertretende Chefredakteur Peter Reinhart tief versteckt im Blatt und Online erst am Samstag zu erklären versucht, statt schon in der Woche dies titelträchtig und über andere „befreundete“ Medien zu thematisieren/skandalisieren?

Hier mal nur die wichtigste Passage: (Quelle online komplett und ohne Hervorhebungen >>>>)
"[...]Und deshalb rege ich mich über die Bild-Zeitung auf.
Der Fall: Ein Trierer Kommissar bringt in Saarlouis seine kleine Tochter und sich selbst mit der Dienstwaffe um. Ein grausiges Verbrechen. Wir haben die Geschichte Anfang der Woche im Volksfreund erzählt. Ohne Täter und Opfer zu zeigen, ohne Klarnamen preiszugeben. Bild will mehr – vor allem ein Foto vom Todesschützen.
Woher nehmen, wenn das übliche „Witwenschütteln“ nichts zutage fördert, wenn also bei Hinterbliebenen, Freunden, Bekannten kein Material abzugreifen ist? Wenn die Ermittler nichts herausrücken? Woher nehmen?
Stehlen!
Auf einer harmlosen Szene, vor knapp zwei Jahren im Volksfreund veröffentlicht, ist neben anderen Polizisten auch der Kommissar zu erkennen. Das Motiv findet sich im Netz. Bild fragt an, ob wir die Genehmigung zum Abdruck erteilen. Die Antwort: nein. Weil wir keine Geschäfte mit Boulevard-Zeitungen machen. Auch RTL meldet sich, nebst anderen. Die Antwort: nein. Keine Deals.
„Schade, einen Versuch war es wert“, heuchelt die Bild-Mitarbeiterin am Telefon Verständnis. Und saugt das Foto ohne Erlaubnis aus dem Volksfreund-Archiv im Internet. Tags darauf illustriert es die Story über das Familiendrama. Ein Ausschnitt. Riesengroß. Nicht verfremdet. In Millionen-Auflage. Perfide: der Vermerk Friedemann Vetter/Trierischer Volksfreund.
Das erweckt den Anschein, als hätten wir das Bild zur Verfügung gestellt. Haben wir aber nicht. Wir führen Täter und Opfer nicht vor, wir bedienen keine Voyeure, die sich am Unglück anderer Menschen weiden, wir verkaufen solche Fotos nicht.
Der dreiste Bilder-Klau der Bild-Macher hat Methode. Es ist nicht das erste Mal, dass die Redaktion des Boulevardblatts sich ein Volksfreund-Foto grapscht, obwohl wir das ausdrücklich untersagt hatten.
Die Kosten für die juristische Abmahnung samt Unterlassungserklärung und die fällige Lizenzgebühr zahlt der Springer-Konzern, der Bild herausgibt, wohl aus der Portokasse. Der Hinweis auf den Fotografen Friedemann Vetter mildert sogar den Gesetzesverstoß – weil die Quelle genannt ist. Urheberrecht? Egal! Persönlichkeitsrecht? Schall und Rauch! Opferschutz? Pah!
Nä, wat habt ihr ’ne fiese Charakter …
P.S.: Vor zweieinhalb Jahren haben die Verantwortlichen von Hunderten Medienhäusern die „Hamburger Erklärung zum Schutz des geistigen Eigentums“ unterzeichnet. Einer der Initiatoren: Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG. Bei der Vorstellung des Manifests sagte er: „Ich freue mich über diesen internationalen Appell der Verlage. Er ist ein wichtiger Schritt im Interesse der globalen Internet-Gemeinde. Das Internet ist nicht der Feind, sondern die Zukunft des Journalismus, wenn auch in der digitalen Welt geistiges Eigentum respektiert wird.“
Es wäre schön, wenn Döpfners eigene Leute sich an die salbungsvollen Worte ihres Chefs halten würden.“
Anstatt zu beweinen, dass BILD solche (un)billigen Machenschaften eh schon einpreist und aus der Porto-Kasse bezahlt, also zu billig (Gerichte!) einpreisen kann und sich auf einen offensichtlich nicht funktionierenden Ehrenkodex zur u.a. Respektierung der Menschenrechte und -würde zu berufen, sollte man wohl, wenn Gerichte de lege lata und der Markt BILD (stetig sinkende Auflage !) immer noch nicht in den Griff bekommen haben,  de lege ferenda strengere staatliche Sanktionen fordern!
Wenn – wie öffentlich lamentiert – man BILD weder durch gemeinsame Erklärungen noch juristisch Herr zu werden in der Lage scheint, so helfen da wohl einstweilen nur  Guerilla-Gegenstrategien zu denen man als „Volksfreund(in)“ und als neue Wut-Speerspitze der Persönlichkeitsrechtsbewegung auch seine Mit-Kollegen in anderen Redaktionen aufrufen.
 Angefangen z.B. durch BILD ärgernde Unterstützung eines von BILD frühzeitig zum Abschuss freigegebenen und mittels Paparazzo gejagden, aber gerichtlich freigesprochenen Jörg Kachelmann (siehe MAINTV) und seine Stiftung i.G., - übrigens auch inhaltlich interessant, (WELT : Gefühlte minus 35 Grad "Extremster Kälteeinbruch in Deutschland seit 1986": - Wetterexperte Jörg Kachelmann listet auf Facebook die aktuellen gefühlten Temperaturen unter minus 15 Grad auf. Am kältesten in seiner Übersicht: Minus 26 am Fichtelberg. ) da der BILD-Wetter-Prophet ohnehin schon für Ende November und Dezember einen sibirischen Winter angedroht hatte – bis hin zu einer permanenten Einbindung des BILDBLOGS im Print bzw. als Permalink online im "Volksfreund"-Angebot. Keinen Mut?   Ist gegen BILD wirklich kein Volksfreund gewachsen?

Außerdem: 
Perfider oder besser: Das eigentliche Perfide ist ohnehin, dass nunmehr durch die BILD-Grenzüberschreitung vom letzten Montag, allein schon mittels Eingabe des Polizisten-Vornamens, des Fotografen-Namens und Zeitungsnamens bei der Google-Bildersuche das von BILD „zwangsgeliehene“ Original-Bild erscheint, sondern der vollständige Name des Kommissars... .