http://rechtsanwaeldin.blogspot.com/2010/06/taterinnen-jedes-11-totungsopfer-ist.html
http://krimz.de/taeterinnen.html
Ein Merkmal, das uns und unser Leben entscheidend prägt, ist das Geschlecht. Allerdings ist auch in der Kriminologie das Mann-Sein immer noch das Maß aller Dinge, was sich schon darin zeigt, dass es den Terminus „Männerkriminalität“ nicht gibt, wohl aber denjenigen der „Frauenkriminalität“, mit dem Täterinnen als „Abweichung von der Abweichung“ herausgestellt werden. Ein besonders irritierender doppelter Normverstoß liegt vor, wenn Frauen mit Gewalt- oder Sexualdelikten in Erscheinung treten. Um dem „Herr“ zu werden, werden solche Täterinnen in der Öffentlichkeit – wenn ihr Verhalten nicht sowieso übersehen oder bagatellisiert wird – als Opfer (ihrer Vergangenheit oder Gegenwart), Ungeheuer oder pathologischer Fall wahrgenommen. So oder so kann „man“ sich beruhigt zurücklehnen: Mit der Opferrolle ist die Geschlechterordnung wieder hergestellt, aber auch „bedauerliche Ausnahmefälle“ stellen die Regel des aktiven Mannes und der passiven Frau nicht in Frage. Aber nur wer Frauen als „wirkliche“ Täterinnen – und zwar auch und gerade im Gewalt- und Sexualbereich – akzeptiert, kann zum einen ihre Opfer bemerken und zum anderen ihre geschlechtstypischen Sozialisations- und Lebensbedingungen wahrnehmen; dies ist zwingende Voraussetzung, um mit ihnen erfolgreich arbeiten und weitere Taten verhindern zu können.
Um diesen unterschiedlichen Facetten gerecht zu werden, widmen sich die Beiträge des ersten Tages grundlegenden Fragen, die von statistischen Erkenntnissen bis zu medialer Wahrnehmung reichen. Der zweite Tag steht im Zeichen einzelner Deliktformen, wobei eine Eingrenzung auf Gewalt- und Sexualkriminalität erfolgt. Die Beiträge des dritten Tages haben die Arbeit mit gewalttätigen bzw. straffälligen Frauen in unterschiedlichen Kontexten zum Gegenstand.
TÄTERINNEN - Befunde, Analysen, Perspektiven
Fachtagung der Kriminologischen Zentralstelle e.V. vom 28. bis 30. Oktober 2008 in Wiesbaden
Tagungsleitung:
Jutta Elz
Die Beiträge der Tagung sind in Band 58 der Schriftenreihe "Kriminologie und Praxis" dokumentiert.
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