Freitag, 28. August 2009

Prozessaufspürer! - Prozeßaufspürer! - Sykophant! - Noch so'n Vogel für den Duden...Prozessaufspürerin! - Prozeßaufspürerin! - Sykophantin!

Erste! Die Rechtsanwäldin hat ihn als Erste in neuer deutscher Rechtschreibung aufgespürt und hiermit veröffentlicht: den Prozessaufspürer!

In den DUDEN mit ihm!

Obwohl millionenfach vorhanden - unter anderem Tarnkleid/in neuem Gewand/Gefieder - ist er/war er unter seinem alten Namen allein einmal im Google-Universum zu finden: als Prozeßaufspürer. (als Weltkulturerbe steht der Bergriff damit leider schon unter creativ common license - ;-) )

Der Sykophant (natürlich nach dem AGG gleich auch in der gleichgestellten Version als Sykophantin, Prozeßauspürerin [alte Rechtschreibung] und Prozessaufspürerin im antiken Athen wohl bekannt und in Aristophanes' "Die Vögel" (nicht verwechseln mit Hitchcocks Drama "Die Vögel") verewigt, tauchte er/sie später gelegentlich eher selbst in der schwarzem Gefieder kurz unter anderer Bezeichnung auf und dann wieder unter. Aus dem Mittelalter stammt denn dann auch der Spruch:

"Der größte Lump (schlimmste Mensch?)
im Land ist und bleibt der Sykophant."


WIKIPEDIA weiß gar Übles zu berichten:

"404 v. Chr. wurden unter der
Tyrannenherrschaft der Dreißig mehrere Sykophanten hingerichtet.
Nach der Wiederherstellung der Demokratie blühte jedoch auch das Sykophantenwesen erneut auf."


Es darf daher auch nicht verwundern, wenn er/sie sich trotz des Risikos (siehe auch unten) auch heute noch gelegentlich blicken läßt.

Nette kollegiale Geste dagegen dies:
NJW 32/2009 S. 2363f
NJW 34/2009 S. 2509f

Hier sei denn auch nochmal bei der Gelegenheit an den guten Aristophans erinnert:
Aristophanes: Sämtliche Komödien. Zürich 1952, Band 2, S. 53-67.
Lizenz:
Kategorien:
"

"

Ein Sykophant tritt auf.


SYKOPHANT.

»Was für Vögel sind denn das, von Gefieder bunt«,

Doch im übrigen bettelarm?

Sprich, »du flügelausreckende, bunte Schwalbe!«

PISTHETAIROS.

Nun kommt die schwere Not uns auf den Hals!

Da gluckst und überläuft uns wieder einer.

SYKOPHANT.

Noch einmal: »flügelausreckende, bunte« –

PISTHETAIROS.

Der, scheint es, spielt auf seinen Mantel an:

Der braucht wohl mehr als einer Schwalbe Flaum.

[65] SYKOPHANT.

Wer sorgt hier für Befiederung der Fremden?

PISTHETAIROS.

Der Mann bin ich! Was steht zu Dienst? Sag an!

SYKOPHANT.

Ei, Flügel, Flügel! Was bedarf's der Frage?

PISTHETAIROS.

Du denkst wohl nach Pellene hinzufliegen?

SYKOPHANT.

O nein, ich bin Gerichtsbot' auf den Inseln

Herum und –

PISTHETAIROS.

Sykophant? – Ein schönes Amt!

SYKOPHANT.

Prozeßaufspürer! Um von Stadt zu Stadt

Zitierend mich zu schwingen, brauch' ich Flügel.

PISTHETAIROS.

Geht das Zitieren denn mit Flügeln besser?

SYKOPHANT.

O nein, es ist nur der Piraten wegen!

Und heim dann kehr' ich mit den Kranichen,

Statt mit Ballast den Kropf gefüllt mit – Klagen!

PISTHETAIROS.

Das ist dein Handwerk also! Noch so jung

Und schon Spion und Sykophant auf Reisen?

SYKOPHANT.

Was soll ich machen? Graben kann ich nicht –

PISTHETAIROS.

Es gibt, bei Gott, doch ehrliche Gewerbe,

Von denen sich ein Mensch in deinem Alter

Ernähren sollt', und nicht vom Händelstiften!

SYKOPHANT.

Salbader! Flügel brauch' ich, nicht Moral!

PISTHETAIROS.

Mit meinem Wort beflügl' ich dich!

SYKOPHANT.

Wie soll

Mich das beflügeln?

PISTHETAIROS.

Ei, durch Worte macht

Man jedem Flügel!

SYKOPHANT.

So?

PISTHETAIROS.

Und hast du nie

Gehört, wie Väter in den Baderstuben

Vor jungen Leuten manchmal also sprachen:

›Mein Jung' hat Schwung, Diitrephes beflügelt

Ihn durch sein Wort – zum Reiten und zum Fahren!‹

Ein andrer meint: der seine habe Schwung

[66] Fürs Trauerspiel, hochfliegend sei sein Geist –

SYKOPHANT.

So könnten Worte Flügel geben?

PISTHETAIROS.

Freilich!

Durch Worte schwingt der Genius sich auf,

Der Mensch erhebt sich! – Und so will auch ich

Mit wohlgemeinten Worten dich beflügeln

Zur Ehrlichkeit –

SYKOPHANT.

Das willst du? – Ich will nicht!

PISTHETAIROS.

Was willst du denn?

SYKOPHANT.

Nicht schänden mein Geschlecht!

Ererbt hab' ich das Sykophantenhandwerk:

Drum gib mir schnelle, leichte Fittiche,

Vom Habicht oder Falken, daß die Fremden

Ich herzitieren, hier verklagen kann

Und dann ausfliegen abermals –

PISTHETAIROS.

Verstehe!

Du meinst: gerichtet soll der Fremde sein,

Noch eh' er hier ist?

SYKOPHANT.

Völlig meine Meinung!

PISTHETAIROS.

Er schifft hierher, indes du dorthin fliegst,

Um sein Vermögen wegzukapern?

SYKOPHANT.

Wohl!

Flink wie ein Kreisel muß das gehn!

PISTHETAIROS.

Verstehe!

Ganz wie ein Kreisel! – Ei, da hab' ich eben

Scharmante Flügel von Kerkyra – schau!


Zeigt ihm die Peitsche.


SYKOPHANT.

Au weh, die Knute!

PISTHETAIROS.

Schwingen sind's, mit denen

Du mir hinschwirren sollst ›flink wie ein Kreisel!‹


Peitscht ihn durch.


SYKOPHANT.

Au, au!

[67] PISTHETAIROS.

So fliege doch, Halunke, fliege!

Erzgauner, tummle dich, frischauf! Ich will

Die Rechtsverdreherpraxis dir versalzen!


Sykophant ab.

Zu den Sklaven.


Nun packt die Federn ein! Wir wollen gehn!


Ab.


ERSTER HALBCHOR.

Viel des Neuen, Wunderbaren

Haben wir auf unserm Flug

Schon gesehn! Vernehmt und staunet:

Aufgeschossen, fern von Kardia,

Ist ein seltsam fremder Baum,

Und der heißt: Kleonymos –

Ist im Grund zu nichts zu brauchen,

Aber stämmig sonst und groß;

Sykophantenfrüchte trägt er

Stets im Frühling, goldumlaubte, –

Aber nackt im Wintersturme

Steht er da, schildblätterlos!

ZWEITER HALBCHOR.

In der ampellosen Wüste,

Der ägypt'schen Finsternis

Nah gelegen ist ein Land;

Allda schmausen und verkehren

Menschen mit Heroen immer

Früh, doch spät am Abend nicht!

Denn geheuer ist es nicht,

Ihnen zu begegnen nachts:

Würd' ein Sterblicher dem Heros

Da begegnen, dem Orestes, –

Schwer vom Schlag getroffen würd' er,

Ausgezogen bis aufs Hemd!


Quelle:
Aristophanes: Sämtliche Komödien. Zürich 1952, Band 2, S. 53-67.
Lizenz:
Kategorien:
"




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen