Dienstag, 16. März 2010

Odenwaldschule: Merk zeigt Erziehungswissenschaftler von Hentig die rote Karte / "Er stellt sich damit selbst ins Aus"

.... und der Belgier hat auch was zu sagen....

Missbrauch lähmt Vatikan

Die Skandale um Missbrauch in der katholischen Kirche weiten sich aus. Inzwischen sind Fälle aus den 1990er Jahren bekannt geworden. Doch der Vatikan reagiert Kommentatoren zufolge immer noch zu langsam. Das Misstrauen gegenüber der Kirche wächst und die Kritik am Zölibat wird lauter.

Le Soir - Belgien

Vatikan nimmt Opfer ins Visier

Der Vatikan hat nach eigenen Angaben in den vergangenen neun Jahren von rund 3.000 Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche erfahren. Dem Vertreter der päpstlichen Glaubenskongregation Charles Scicluna zufolge sollen zehn Prozent pädophile Übergriffe Geistlicher gewesen sein, der größte Teil hingegen "gleichgeschlechtliche Kontakte" zwischen Geistlichen und Schülern, die bereits über 15 Jahre alt waren. So viel Schamlosigkeit kann die Tageszeitung Le Soir gar nicht glauben: "Wie der Vatikan sittenwidrige Verhältnisse von Kirchenvertretern zu Jugendlichen über 15 verharmlost ... darf uns nicht kalt lassen. Entweder findet Monsignore Scicluna, dass pädophile Priester aufgrund des Alters ihrer Opfer von mildernden Umständen profitieren sollen, oder er gibt zu verstehen, dass die von den Priestern begangenen Fleischessünden als Ergebnis einer Anbändelung von ihren jungen Opfern zu betrachten sind . ... Jenseits dieser Fragen ist die katholische Kirche von nun an dazu gezwungen anzuerkennen, dass Sexualität ... zu den Bedürfnissen ihrer Priester zählt. ... Die Kirche muss sich nicht nur der Frage nach der Ehe der Prälaten stellen, die lediglich eine Vertragsbeziehung mit einem Partner darstellt, sondern vor allem nach dem Problem der erzwungenen (und heuchlerischen) Abstinenz der Kleriker. Es hat sich gezeigt, dass solch sklavische Regeln nicht einzuhalten sind." (15.03.2010)

Süddeutsche Zeitung - Deutschland

Papst muss sich äußern

Mit Wissen von Papst Benedikt XVI. wurde 1980 ein bekanntermaßen pädophiler Pfarrer in einer Münchener Gemeinde eingesetzt, wo er sich Jahre später erneut an Minderjährigen sexuell verging. Der Papst muss jetzt drängende Fragen beantworten, fordert die linksliberale Süddeutsche Zeitung, egal wie sich der Fall entwickelt: "Benedikt XVI. hat sexuellen Missbrauch auf das schärfste verurteilt, man kann ihn insofern nicht als Vertuscher oder Leugner hinstellen. Und trotzdem hat das Thema ihn erreicht; jetzt geht es um das Vertrauen, das mehr als eine Milliarde Katholiken in der Welt in den Pontifex setzen können - oder nicht. ... Die Kirche ist nicht in die Vertrauenskrise geraten, weil sie ein Verein von Missbrauchern ist. Sie ist in der Krise, weil sie sich immer noch stärker selbst bemitleidet, statt den Opfern zu helfen, zum Beispiel mit einem Entschädigungsfonds. Sie ist in der Krise, weil sie nicht zugeben will, dass der Priester- und Ordensberuf Männer mit sexuellem Identitätsproblem anzieht. Es ist eine Krise, die das gesamte Land angeht, weil in der Kirche bislang eine Nähe und Wärme möglich war, die anderswo in der Gesellschaft knapp geworden ist. Dieses knappe Gut könnte sie nun verspielen. Auch da ist nun der Papst gefragt." (14.03.2010)

Helsingin Sanomat - Finnland

Misstrauen gegenüber Kirche wächst

Die Zahl der Deutschen, die über sexuellen Missbrauch durch Priester in ihrer Kindheit berichten, wächst. Ebenso wächst die Kritik an der katholischen Kirche und das Misstrauen ihr gegenüber, schreibt die Tageszeitung Helsingin Sanomat: "Glücklicherweise hat sich das Klima in der Gesellschaft gewandelt. Der Katholizismus spielt in Deutschland, dem Heimatland des gegenwärtigen Papstes Benedikt XVI., zwar eine starke Rolle. So war es unerhört, als Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Vorsitzende der Christdemokraten und somit auch politische Führerin der Christen Deutschlands, den Papst vor einer Weile kritisiert hat wegen seiner Einstellung zu einem Bischof, der den Holocaust leugnet. Und nun wagt es eine zweite 'unverschämte' Politikerin, [Sabine] Leutheusser-Schnarrenberger, der Kirche an die Gurgel zu gehen. Die Aussagen der Justizministerin zeugen eigentlich von nichts anderem, als was der Großteil der Deutschen laut Meinungsumfragen im Moment fühlt: ein tiefes Misstrauen gegenüber der katholischen Kirche." (15.03.2010)

Trouw - Niederlande

Zölibat nicht einzige Ursache für Missbrauch

In den Niederlanden sind ebenfalls Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern durch römisch-katholische Geistliche bekannt geworden. Das Land diskutiert seitdem über den Zölibat, doch der ist nicht die einzige Ursache des Missbrauchs, meint die christlich orientierte Tageszeitung Trouw: "Wo Macht nicht gerecht verteilt ist, wird sie missbraucht - leider. Jedes Machtverhältnis kann den Machthaber in Versuchung führen, seine Position zu missbrauchen. Sexueller Missbrauch kommt daher in allen möglichen Institutionen, Organisationen und Kreisen vor. Die römisch-katholischen Einrichtungen sind nicht die einzigen. ... Man kann gute Fragen stellen zur verpflichtenden Enthaltung von physischer Intimität, aber den Zölibat als Ursache sexueller Verbrechen anzuführen, ist zu einfach. Er kann eine Rolle spielen, aber die Abschaffung des Zölibats bedeutet nicht das Ende des Missbrauchs, wenn die Basis dafür - das ungleiche Machtverhältnis - bleibt." (15.03.2010)

Norbert Nedopil (Professor für Forensische
Psychiatrie, Universität München) gestern Abend in

Live

3sat extra: Missbrauch

Opfer ohne Hilfe )

(siehe unten)

20:15
VPS 20:14

Stereo-Ton16:9 Format

Das Schweigen hat ein Ende

Missbrauch in der katholischen Kirche

Film von Alexia Späth, Ralph Gladitz und Michael Mandlik


21:00
VPS 20:59

Stereo-Ton16:9 Format

Live

3sat extra: Missbrauch

Opfer ohne Hilfe

Moderation: Gert Scobel

Mit Carmen Kerger (Diplompädagogin und Beraterin bei
Dunkelziffer e.V., einer Beratungsstelle für Missbrauchs-
opfer) und Norbert Nedopil (Professor für Forensische
Psychiatrie, Universität München)


Gewaltorgien und sexueller Missbrauch: Zurzeit häufen sich die Berichte über zum Teil 20, 30 Jahre zurückliegende Straftaten durch Priester, Betreuer und Pädagogen in Internaten und kirchlichen Organisationen.
Die Ettaler Klosterschule, die Regensburger Domspatzen, ...


... und nun aber zur bayerischen Justizministerin und von Hentig ....

Odenwaldschule (PM 40/10 vom 15.03.10)

Merk zeigt Erziehungswissenschaftler von Hentig die rote Karte / "Er stellt sich damit selbst ins Aus"



Bayerns Justizministerin Dr. Beate Merk zeigt sich entsetzt über die Äußerung Hartmut von Hentigs, Schüler der Odenwaldschule könnten ihren Lehrer verführt haben: "Das ist wirklich unterste Schublade! Herr von Hentig stellt sich damit selbst ins Aus. Er benutzt damit die typische scheinheilige und zynische Ausrede, die wir uns in Verfahren immer wieder auch von den Tätern anhören müssen. Wer so denkt, disqualifiziert sich als Erziehungswissenschaftler selbst. Das ist ein unerträglicher Angriff auf die Opfer. Man darf es nicht zulassen, dass auf diese Art und Weise Täter- und Opferrolle vertauscht werden."

Von Hentig hatte gegenüber der Süddeutschen Zeitung Vorwürfe von Schülern gegenüber seinem Lebensgefährten Gerold Becker, dem langjährigen Leiter der Odenwaldschule, abgewehrt. Er hatte gemeint, wenn überhaupt, könnte ein Schüler den Lehrer Becker verführt haben.



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Prielmayerstraße 7 (Justizpalast), 80335 München - Postanschrift: 80097 München
Pressesprecher: Anton E. Winkler Oberstaatsanwalt
Stellvertreter: Stefan Heilmann
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Tel: 089/5597-31 11 - Fax: 089/5597-23 32
E-Mail: presse@stmjv.bayern.de, Internet: www.justiz.bayern.de
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Bayerisches Staatsministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
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Forum gegen Missbrauch (PM 41/10 vom 15.03.10)

Merk: "Strukturen gemeinsam verbessern für besseren Opferschutz" / Forum soll noch vor Ostern starten



Bayerns Justizministerin Dr. Beate Merk setzt in der Aufarbeitung der Missbrauchsproblematik auf Kooperation: "Es gibt doch ein Ziel, das alle eint: Es müssen Strukturen verbessert oder neu geschaffen werden, damit sich solch massiver und systematischer Missbrauch nicht mehr wiederholt," so die Ministerin. Dazu will Merk noch vor Ostern ein "Forum zur Aufarbeitung der Gewalt- und Sexualdelikte in Erziehungseinrichtungen in Bayern" einrichten. An diesem sollen sich neben Justiz-, Sozial-, Kultus- und Umweltministerium die katholische und evangelische Kirche, sonstige Träger von Erziehungseinrichtungen und der Jugendarbeit, Opferverbände sowie Sachverständige beteiligen. Alle mit der Missbrauchsbekämpfung befassten Stellen sollen Gelegenheit haben, sich mit ihren Erfahrungen und ihrer Fachkenntnis einzubringen. Merk: "Wir wollen nicht übereinander sprechen, sondern miteinander. Und wir wollen gemeinsam für die Interessen der Opfer kämpfen!"

Ziel der Gespräche soll es sein, eine gemeinsame Linie für die angemessene Aufarbeitung der bekannt gewordenen Missbrauchsfälle sowie für die erforderlichen präventiven Maßnahmen zu entwickeln. Das Forum soll auch Vorschläge zur Verbesserung des Kinder- und Jugendschutzes in Erziehungseinrichtungen erarbeiten. "Wir müssen nicht nur die äußeren Umstände beseitigen, die Missbrauch begünstigen, sondern vor allem dafür sorgen, dass schon geringste Übergriffe sofort erkannt werden. Unsere Kinder brauchen für den Notfall feste Ansprechpartner, an die sie sich vertrauensvoll wenden können," betonte Merk.


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