Montag, 14. Juni 2010

Islamic Banking in Deutschland? Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen für Islamic Banking in Deutschland & Erfahrungen aus Großbritannien, Frankreich

und Luxemburg. am Freitag, 11. Juni 2010 im Literaturhaus (Lesekabinett) Frankfurt a.M.
„Wer sich selbst und andere kennt,
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.“
(Goethe - wer sonst?)

Die Rechtsanwäldin hat es gewagt. Ganz unverburkat und unverschleiert, nicht mal mit Burka-light (>>>) oder mit Kopftuch war sie mittendrin statt nur dabei …. Nein, nicht beim 4:0 in Durban, sondern bei der exzellenten Vorstellung "Workshop und Podiumsdiskussion" zur rechtlichen Situation von "Islamic Banking"i n Deutschland/Europa. Wenn 2001 die symbolische/"magische" Grenze von 1.000 Mrd. USD islamischem Finanzvermögen überschritten werden soll, kann man schon mal zuhören ...

Wäre Steve Jobs ein bekennender Moslem die Themen iSLAM und ISLAMIC Banking & Financing wäre längst weltweit durch. Juden, Christen, Hindus, Buddhisten, Atheisten – und Moslems würden schon nachts friedlich vereint Schlange stehen, um am nächsten Morgen bei den ersten Zeichnern eines dieser „Wohlfühlprodukte“ aus der iSLAM-Reihe der anständigen Geldanlage zu sein. Bank-Server würden zusammenbrechen etc. etc. Aber so. Begriffe wie iSLAM, Sharia‘a compliant etc. wären längst positiv besetzt. Islamic compliant funds, Sukuks, Takaful, Ijara, Murabaha wären als iSLAM Apps in aller Munde würden offen nachgefragt. Und dies nicht nur von Moslems. Schließlich soll es doch auch Christen geben, die im Wissen um das absolute Alkoholverbot mit Vergnügen und ohne Alkohol in Hotels in Ras-El-Kaimah urlauben, weil sie von wodka-seligen Touristen in türkischen Hotels oder Bierleichen auf dem Ballermann genug haben oder auch nicht wissen, was sie im zweitgrößten Casino-Hotel Afrikas (in Marokko) Erholsames finden sollen. Oder gibt es nicht auch Fleischesser, die mal einen gesunden Salat beimischen oder zur Abwechslung essen, oder auch mla Sushi, weil sie gehört haben, dass die Japaner irgendwas bei der Ernährung richtig zu machen scheinen (Magenkrebsrate an Null).

Bei 4 Mio. Moslems in Deutschland scheint allerdings der Leidensdruck bezüglich einer islamkonformen Geldanlage einerseits bzw. Finanzierung (Kauf, Miete, Leasing) andererseits) noch nicht groß genug zu sein, sie wissen offensichtlich noch gar nicht, was sie vermissen (müssten). „Kaufkraft“ scheint genug vorhanden, der Bedarf/das Bedürfnis nach Halal-Gummibärchen scheint noch deutlich größer und dringender zu sein (>>>siehe Halalibo ) als anch islamischen Finanzprodukten. Die gibt es wohl schon reichlich, wie auch andere Lebensmittel. Obwohl es auch in diesem Bereich sicherlich genug Kollisionsmöglichkeiten mit deutschem bzw. europäischen Recht gibt bzw. geben könnte. (Erinnert sei nur an die in dieser Woche wieder in den Vordergrund drängende Gesundheits-„Beampelung“ von Lebensmitteln.]

Am BaFin kann es nicht liegen, wie der Referent nochmals versicherte, wenn sich bisher allenfalls Surrogate bzw. gerade mal eine eingeschränkte Niederlassung einer shariakonformen Bank am deutschen Markt befinden.

An der Angst, sich als Moslem am Bankschalter zu outen (Haben nicht ohnehin Katholiken inzwischen bzw. aktuell ein schlechteres Image?) kann es aber auch nicht liegen, wie vor wenigen Wochen ein Beitrag von Dunja Hayali (der inzwischen dankenswerterweise online gestellt wurde) in „Die ZEIT“ auf brüllend komische Art bewies. Schließlich schmeißen wohl in Deutschland selbst Leute, die sich für Journalisten halten, bei bestimmten Namen ohnehin alles in einen Topf. (Umgekehrt – und dort nicht erwähnt - funktioniert das mit der Komik über Vorurteile aber auch, wie sich in einem Fernsehbeitrag mit Henning Mankell über Afrika zeigte, als ein örtlicher Museumsführer über die „deutsche Journalistin“ mit irakischem Migrationshintergrund irritiert feststellte: „Ach, Sie sprechen Arabisch?!?!?“)

Wie es auch sei: So passt es auch irgendwie, dass mit Prof. Dr. Casper vom EXZELLENZCLUSTER (ein Ausdruck den er gar nicht mag) „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sich ein als Protestant outender „homme click“ zur Verfügung stellen musste, um das Thema „Islamic Banking in Deutschland? – am 11.06.2010 im Literaturhaus in Frankfurt am Main anzustoßen. Angesichts der Temperaturen und des kompakten „deutschen“ Programm sollte es wahrlich ein Parforceritt durch den Wadi Rum/Ram, mindestens jedoch über den (S)Chott el Djerid/Dscherid werden. In der Pause gab es dann Türkentrank (>>>> Kafffeeschock- Halal?) und marrokanischen Tee, praktisch deutsch einzelverpackt, deutsches Wasser und deutscehn Apfelsaft und zumindest in Deutschland gepressten und abgefüllten Orangensaft, deutsche Laugenbrezel und eingedeutsche=gerichtete=begradigte Croissants, die auf ihrem weiten Weg von Wien über Paris nach Frankfurt soweit und bis zur Unekenntlichkeit assimiliert worden sind, wie der doppelt migrierte und assimilierte Maurenkopf und Sarazenenurururenkel Hugenottenurenkelsohn Dr. Sarazzin.

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Die spannendste Frage bei all den durch die Referenten und Podiumsteilnehmern angerissenen Huhn-und-Ei-Unter-Diskussionen des Huhn-und-Ei-Meta-Themas bleib dann wohl die, welches denn nun die Allerspannendste war, ist und bleibt.

Es fehlt keineswegs beim Warten des einen auf den anderen an der "idée clique" (Dr. Pierre Weimerskirch), allenfalls an "dem Mann", der es anschieb. Und damit ist keineswegs derjenige Testierer gemeint, der in bis zu 70 Räten sitzen und religiös beraten soll (solange er davon nicht mehr als 14 in Deutschland hat - siehe lex Abs geht's ja noch ;-).

Auf jeden Fall sind die meisten der angesprochenen Herausforderungen keine, die sich speziell aus der Platzierung eines muslimischen Gegenstand/Produkt bzw. seiner „Provider“ am deutschen Bankenplatz heraus ergeben, wie sich auch durch die offiziellen Bemerkungen und Fragen wie spontanen Zwischenrufe aus dem Publikum bei der anschließenden Podiumsdiskussion herausstellte.

Dass die religiöse Bildung zu übrig lässt und ihre finanzpolitischen Ableitungen selbst durch religiöse Vertreter manchmal „kontraproduktiv“ sein können, wie sich Mogadeddi vom IFIBAF ausdrückte, ist ja weder ein Spezifikum für Moslems (wie jüngste Beispiele der Pax-Bank zeigten) noch für finanzpolitischen Implikationen, wie HIER ein Beispiel aus dem deutschen Familienrecht zeigt. Man/Frau /Fachanwältin) muss halt nur das weltliche (deutsche) und das (hier) islamische Recht kennen. Manchmal ist ja gerade wie HIER gezeigt weniger Konfliktstoff zwischen deutschem Recht und Koran, als mancher vermutete, fürchtete oder gerne hätte. Es reicht halt manchmal nicht aus ein „Hadji“ oder „Fachanwältin“ vor oder hinter dem Namen zu führen.

Kenntnis, Transparenz, Konsistenz, Kredit/Glaubwürdigkeit und Präzision (Sprache) sind allgemeine Problemfelder, die nicht nur von Juristen und nicht nur beim „Islamic Banking“ beackert werden müssen.

Immerhin der gemeinsame Versuch einen Wackelpudding an die Wand zu nageln, war erkennbar. Transparent war er auch. Und Gelatine gibt’s auch in Halal.

Die dringendste Probleme scheinen dabei auf sprachlicher Ebene zu liegen. Die späteren Soll-Bruchstellen lassen sich schon erahnen. Beispiele gab es dabei bereits zuhauf. Wenn es auch die friedliche Atmosphäre verbat, an vielen Stellen eine Blutgrätsche zu machen (Das wollen wir denn auch lieber unseren Fußballern im winterlich kalten Südafrika überlassen.) und ein notwendiges aber allenfalls in Comedy-Serien wie „The Big Bang Theory“ zur Erheiterung betragendes „Definieren Sie …!“ in den Saal zu rufen Genausowenig wie es das „Musterländle“ (in Reinform) des „Islamic Banking“ gibt.

Frankreich als "laizistischen Staat" (Iris M. Barsan, LL.M.) zu bezeichnen, ist denn doch etwas gewagt, angesichts der Tatsache, dass mal ausnahmsweise nicht ein kleines gallisches Dorf Widerstand leistet, sondern in Elsaß-Lothringen (noch) "ganz andere" ("deutsche")Verhältnisse herrschen, wohin sich ein französischer Priester nur allzu gerne strafversetzen läßt. (Diese Lücke "offene Ostflanke") scheint man ja auch inzwischen auch unter Moslems entdeckt zu haben ...

Während Prof. Dr. Casper allein 4 sunnitische "Rechtschulen" auszumachen glaubte, meinte Mogadeddi vom IFIBAF diese dann doch liber als "Denkschulen" bezeichnen zu wollen ... .

Kenntnis- und/oder Lustlosigkeit beim Andienen von Leistungen (z.B. KfW-Darlehen) findet man auch bei anderen Produkten seitens der Bankmitarbeiter. Die Ergebnisse der Stiftung Warentest zur „Qualität“ der WP- bzw. Anlageberatung sind bereits Legion. Einem Anlageberater, der zu einem DAX-Fonds rät, den Dax schon nicht erklären kann, geschweige denn seine (aktuelle Zusammensetzung kennt) oder verschiedene klassische Anlageformen nicht auseinanderhalten kann, mehr bank- als kundenorientiert beraten muss, auch noch Kenntnisse über islamische Finanzprodukte abzuverlangen, stellt eine Herausforderung dar. Man darf gespannt sein, wann die ersten Schlüsselbegriffe des „islamic banking“ Bestandteil der Bankkaufmannsprüfungen sein werden.

Ein Übersetzungsproblem hat auch Wladimir Kaminer, wenn er seine eigenen zunächst in Deutschland veröffentlichten Schriften in der russischen Übersetzung liest. (Findet die überhaupt nicht witzig.) Wie viele der Sprachwitze in Asterix sind ins Deutsche unübersetzbar. In Hesssisch oder Fränkisch oder Luxemburgisch sind sie sicherlich auch genial, haben aber mit dem Original so viel zu tun wie das sicherlich kongeniale „Dschungelbuch“ Disneys mit dem düsteren Original“skript“ Rudyard Kiplings oder Disneys „Pocahontas“, „Mermaid“ oder „Aladdin“ oder Wolfgang Petersens Schrottfilm „Troja“ mit den jeweiligen Vorlagen. Eine oder sogar mehrere Relaisübersetzungen über das Englische ins Französische macht keinen Sinn. Man mache mal selbst mit einem belibeigen Text den Google-Test ;-). ...

Ein Schutz für den verschriftlichten Koran und wenigstens seine dauerhaft einheitliche Aussprache stellten sicherlich die später in die ursprünglich reine Konsonantensprache eingeführten Lautzeichne dar. Das ändert aber nichts daran, dass er unterschiedlich ausgelegt wurde und wird. Immerhin hat er nicht das Problem der Evangelien, bei denen es nicht nur aus Gründen der unterschiedlichen Textquellen, die Berichtetes berichten, sondern auch der unterschiedlichen Zielgruppen (Griechen, Juden, Römer, Heiden) mit unterschiedlichen Vorkenntnissen, Wertvorstellungen, sprachlichen Konnotationen und Eingangsvoraussetzungen (Was wusste der Grieche schon vom „Hause Davids“?) beim synaptischen Vergleich „knirscht“.

Sicher macht es daher keinen Sinn einen religionsgutachtlichen Text, der schon vom Arabischen nicht nur ins Englische, sondern in den englischen Rechtskontext über- gesetzt wurde, dann auch noch ins Französische zu übersetzen und womöglich von dort aus dann nochmal ins Deutsche. Das käme einem Stille-Post-Spiel in der europäischen Rechtindustrie gleich, was natürlich einen gigantischen „Nachregelungsbedarf“ und Arbeitsplätze „an der falschen Stelle“ induzieren und zur Produktverteuerung und langfristiger Zerstörung der Credibility einer Produktpalette führen würde, die wie kaum andere gerade von „Sauberkeit“, Klarheit, und Wohlfühlfaktor leben müssen.

Insoweit ist es natürlich doppelt wichtig, vorher die rechtlichen und religionsrechtlichen Rahmenbedingungen zu klären, anstatt es nachher (wieder und auch hier) den Markt später richten („abstrafen“) zu lassen. Schließlich würden ja gerade diejenigen bestraft, die vorher in gutem Glauben aufgrund von Testat/Gutachtens/Fatwa angelegt hätten und zu spät erfahren haben, dass das Produkt eben nicht sharia’a compliant war. (Der darauf gerichtete rituelle Zwischenruf war trotz BP und Oil Spill und den sonstigen, immer noch nicht geregelten unislamischen Auswüchsen des Finanzmarktes hier auch inhaltlich deplatzierter denn je, nichtsdestotrotz erwartbar.)

Was bleibt?

Eine wichtige Konferenz,

· die das deutsche Recht weniger als Prokustesbett für die Zulassung von Produkten und/oder Providern erscheinen lassen, als für manchen zunächst und im Vorhinein angenommen

· die aufgrund der massiven Präsenz erahnen lässt, wer der „early bird“ in Deutschland sein könnte (Commerzbank);

· auf der sich frühere und spätere Akteure und Intermediäre schon mal beschnuppern konnten

· die zeigte, dass es noch viel internen wie externen Aufklärungsbedarf zu „Islamic Banking in Deutschland“ gibt (und dies nicht nur in rechtlicher Hinsicht)

Islamic Banking boomt: Tagung am 11. Juni sucht rechtliche Regeln für den deutschen Handel mit Islam-Banken



Krise als Rückenwind: Steigende Nachfrage nach Islamic Finance

14.06.2010

Experten erwarten eine stark wachsende Nachfrage nach islamischen Finanzprodukten in Deutschland. Seit der Finanzkrise könne man auch hierzulande vom „Islamic Banking“ lernen, das wegen des koranischen Zinsverbots viele der für die Krise ursächlichen Finanztechniken nicht erlaube, erklärten Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft auf einer Tagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) am Bankenstandort Frankfurt.

Zur Gründung einer islamischen Vollbank, die ihre Produkte Scharia-konform gestaltet und daher vor allem für die vier Millionen Muslime in Deutschland attraktiv sei, müsse noch der rechtliche Rahmen geschaffen werden, hieß es. In England etwa sei dies bereits gelungen.

[...]

Podiumsdiskussion
Islamic Banking in Deutschland?
Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen für Islamic Banking in Deutschland
und Erfahrungen aus Großbritannien, Frankreich und Luxemburg
am Freitag, 11. Juni 2010
im Literaturhaus (Lesekabinett) Frankfurt a.M.
Programm
15.00 Uhr Begrüßung
Prof. Dr. Matthias Casper, Dipl.-Ök.
(Direktor des Instituts für Unternehmens- und Kapitalmarktrecht,
Mitglied des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, Universität Münster)
15.10 Uhr Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen für Islamic Finance in Deutschland
und internationale Zusammenarbeit mit ausländischen
Finanzaufsichtsbehörden, die islamische Banken beaufsichtigen.
Jürgen Dreymann
(Director, International Policy Affairs, BaFin, Bonn)
15.40 Uhr Marktpotential für islam-konforme Bankprodukte in Deutschland
Zaid el-Mogaddedi

(Managing Director, Institute of Islamic Banking and Finance, Frankfurt)
16.00 Uhr Rechtliche Herausforderungen bei der Strukturierung islam-konformer
Finanzprodukte am Beispiel des Sukuk
Dr. Thomas Prüm, LL.M.
(Managing Associate, Linklaters, Frankfurt)
16.20 Uhr Kaffeepause
16.40 Uhr Podiumsdiskussion mit Eingangsstatements von
Iris M. Barsan, LL.M.
(Paris)
Dr. Pierre Weimerskirch
(Partner, Ernst&Young, Luxemburg)
18.30 Uhr Ende der Veranstaltung

19.10.2009

Geldanlagen

Gewinne in Gottes Namen

Von Christoph Pauly



Demnächst will die erste Bank in Deutschland Scharia-konforme Finanzprodukte anbieten. Ein Milliardenmarkt, den viele große Institute global längst entdeckt haben.

Asset Management: Sparfreudige Muslime als Zielgruppe verkannt
lslamkonforme Anlageprodukte noch Mangelware - Meridio startet ersten aktiv gemanagten Mischfonds
Von Norbert Hellmann, Frankfurt